Stefan Kaegi
Stefan Kaegi kreiert in verschiedensten Konstellationen dokumentarische Theaterstücke, Hörspiele und Stadtrauminszenierungen, die oft Konstrukte wirtschaftlicher Verflechtungen auf eine menschliche Komponente herunterbrechen. So tourte er etwa mit zwei bulgarischen Lastwagenfahrern und einem umgebauten LKW durch die Welt, inszenierte in »Heuschrecken« 10.000 Insekten und in »Granma« vier kubanische Enkelkinder der sogenannten »revolutionären Generation«. Am Théâtre Vidy-Lausanne inszenierte er »Nachlass« mit Menschen, die nicht mehr lange zu leben hatten, und in »Uncanny Valley« die lebensgroße Kopie des Schriftstellers Thomas Melle als Humanoiden. Seine Audiotour »Remote X« wurde für Städte wie Los Angeles, Santiago de Chile oder Taipeh immer wieder ortsspezifisch adaptiert. Im November 2023 wurde seine Produktion »Société Anonyme« im Deutschen Schauspielhaus Hamburg uraufgeführt. Gemeinsam mit Caroline Barneaud kuratiert er das Theater- und Kunstprojekt »Shared Landscapes« in periurbanen Landschaften, zuletzt etwa beim Festival Tangente in St. Pölten
Stefan Kaegi, Helgard Haug und Daniel Wetzel bilden seit 2010 ein Autoren-Regie-Team unter dem Label Rimini Protokoll. Vielbeachtete Inszenierungen von Rimini Protokoll sind u.a. das Multiplayer-Video-Stück »Situation Rooms« über den globalen Waffenhandel, das transportable Gesellschaftsspiel »Hausbesuch Europa«, die Simulation einer »Welt-Klimakonferenz«, die im Deutschen Schauspielhaus Hamburg zu sehen war, »Weltzustand Davos« am Schauspielhaus Zürich oder die Versuchsanordnung »Konferenz der Abwesenden«. In Städten wie Montreal, São Paulo und Hongkong inszenierte Rimini Protokoll »100% Stadt« und versammelte dazu jeweils 100 repräsentativ ausgewählte Vertreter:innen der Stadt auf der Bühne. In der Stadtbegehung »Utopolis«, aufgeführt in Manchester und Lausanne, führte Rimini Protokoll das Publikum mit 48 tragbaren Lautsprechern durch die Stadt und mit der Serie »Staat 1-4 «entwickelten sie eine Tetralogie zu Phänomenen der Post-Demokratie.
Für Museen entstanden immersive und interaktive Arbeiten wie »win > < win« oder »Urban Nature«. Mehrere Produktionen von Rimini Protokoll, darunter »Situation Rooms«, wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Darüber hinaus wurde Rimini Protokoll u. a. mit dem Mülheimer Dramatikpreis, dem Deutschen Theaterpreis Der Faust, dem Schweizer Grand Prix Theater, dem Europäischen Theaterpreis, dem Deutschen Hörspielpreis, dem Hörspielpreis der Kriegsblinden und 2011 – für ihr Gesamtwerk – mit dem Silbernen Löwen der Theaterbiennale Venedig ausgezeichnet.