»Zuhören – In B« am 22. April 2021 als digitales Format

Sasha Waltz & Guests war in den vergangenen vier Wochen Gastgeberin für die belarussischen Musiker*innen Olga Podgaiskaya (Orgel / Komposition) und Vitali Appow (Saxophon / Konzeption). Als Abschluss der Berliner Residenz präsentiert die Tanzcompagnie gemeinsam mit ihren Gästen am 22. April 2021 ab 18:30 Uhr erstmals eine digitale Fassung von »Zuhören – Dritter Raum für Kunst und Politik« mit Gespräch, gemeinsamem Kochen und Performance – live und aufgezeichnet.

Zuhören – In B
Eine künstlerische Begegnung Berlin / Belarus
Gespräch / Cooking with… / Performance (aufgezeichnet & live)
22. April 2021
18:30 – ca. 20:45 Uhr
In deutscher und russischer Sprache mit Untertitelung bzw. Übersetzung


Den Abend eröffnet ein 60-minütiges Gespräch mit den beiden belarussischen Künstler*innen, der Berliner Künstlerin Marina Naprushkina und Jochen Sandig von Sasha Waltz & Guests über die Rolle von Kunst als starker Stimme des Protests und über neue, demokratische Formen der Musik. Die Brücke zwischen Berlin und Belarus schlägt der Dirigent Vitali Alekseenok, dessen Buch »Die weißen Tage von Minsk« kürzlich im S. Fischer Verlag erschienen ist. Das Buch handelt von den Ereignissen des belarussischen Sommers 2020 sowie von persönlichen Geschichten der Menschen, die viel Gewalt, aber auch viel Solidarität erlebt haben.

Anschließend laden Vitali Appow, Olga Podgaiskaya und die Künstlerin Anna Limantava zu einem Austausch am Küchentisch ein: Das Publikum kann mit den beiden per Bildschirm eine traditionelle Kartoffel-Babka zubereiten und gemeinsam mit den vorherigen Gesprächsteilnehmer*innen in Austausch kommen, Fragen vertiefen oder mehr über den Alltag der Künstler*innen in Minsk erfahren.

Sobald die Babka im Ofen ist, präsentiert »Zuhören« erstmals die Komposition »In B« von Olga Podgaiskaya, die im März und April 2021 in Berlin-Mitte entstanden ist. Gespielt auf der Orgel der Sophienkirche, trifft die 7minütige Musik auf Tanz-Improvisationen des langjährigen Tänzers von Sasha Waltz & Guests Virgis Puodziunas und des belarussischen Schauspielers und Performers Igor Shugaleev, aufgezeichnet in der Villa Elisabeth. »In B« symbolisiert die Verbindung, die während dieses Projektes entstanden ist: Es geht um die Erlebnisse, die in Belarus und in Berlin gesammelt wurden und werden. Auch das belarussische Gericht Babka passt buchstäblich zum Titel, der auch eine Art Reminiszenz auf das Projekt »In C« von Sasha Waltz & Guests ist, dessen Online-Premiere die beiden belarussischen Musiker*innen noch von Minsk aus verfolgten. »In B« schafft eine Brücke zwischen den beiden Ländern und deren Hauptstädten, zwischen deren Geschichte, sowie zwischen Musik und Tanz, denn Komposition und Choreographie wurden gleichzeitig und gleichwertig entwickelt.

Seit 2016 öffnet Sasha Waltz & Guests in regelmäßigen Abständen mit dem Format »ZUHÖREN« einen »Dritten Raum für Kunst und Politik«, in dem sich die Tanzcompagnie gesellschaftlichen Diskursen und sozialen Themen künstlerisch widmet. Jede Ausgabe rückt dabei andere wichtige und aktuell relevante Aspekte unserer Zeit in den Fokus in Gesprächen, Diskussionsrunden, Workshops ebenso wie in künstlerischen Interventionen und Performances. Das körperliche Erfahren von Gemeinschaft ist ebenfalls fester Bestandteil von »Zuhören« durch gemeinsames Tanzen, Essen oder Musik hören.


Babka-Rezept

Zutaten für ca. 4-5 Personen

Das Gericht wird an dem Abend unter Anleitung von Olga Podgaiskaya und der Künstlerin Anna Limantava gemeinsam gekocht.

Was man braucht:
Hitzebeständige Backform von mittlerer Größe (für 4-5 Personen)

Messer
Reibe
Kartoffelschäler

Zutaten:
1 Kg Kartoffeln

2 große Zwiebeln (vorzugsweise weiße Zwiebeln) – Wenn Sie keine großen Zwiebeln haben, können Sie 4 mittelgroße Zwiebeln verwenden.
1,5 Kg Hackfleisch
150 ml Sahne
Olivenöl
Butter
Salz, Pfeffer, Gewürze nach Geschmack

Tipps:
Wenn Sie das Rezept für 2 Personen verwenden, müssen Sie die Angaben der Produkte um etwa die Hälfte reduzieren.

Wenn man eine vegetarische Version kochen möchte, kann man anstelle von Hackfleisch eine Mischung aus Gemüse verwenden: Paprika, Zucchini, Tomaten; oder Sojafleisch, das z. B. in kleine Würfel geschnitten wird.


Biographien

Vitali Appow (*1979) ist Multi-Instrumentalist und Komponist. Geboren in Brest, Belarus, absolvierte er die Belarussische Musikakademie als Fagottist (2001) und Komponist (2006). Appow ist Mitglied der neuen Kammermusikensembles »Five Storey Ensemble« und »Rationale Diät« sowie Musikalischer Leiter des Festivals KINEMO für zeitgenössische Musik und Stummfilm. Neben seiner Arbeit als Komponist und Performer nehmen Education- und Musiktheaterprojekte einen wichtigen Platz in seinem Schaffen ein.

Olga Podgaiskaya (*1981) ist Komponistin und Organistin. Sie wurde in Karaganda, Kasachstan geboren und lebt seit 1995 in Belarus. Im Jahr 2005 schloss sie ihr Studium im Fachbereich Komposition und Orgel an der Belarussischen Staatlichen Musikakademie ab. 2006 absolvierte sie dort ein Masterstudium in Komposition und Orgel. Podgaiskaya ist Mitglied des Belarussischen Komponistenverbandes (2007) und des Belarussischen Musikerverbandes (2007) sowie gemeinsam mit ihrem Mann Mitgründerin und Mitglied der Ensembles »Five Storey Ensemble« und »Rationale Diät«. Sie ist Autorin von Werken für Solisten, Chor, Orchester, Instrumentalensembles und Musiktheater sowie von Kompositionen für über 20 Stummfilme.
https://podgaiskaya.com/home

Vitali Alekseenok (*1991) ist seit der Spielzeit 2017/18 Dirigent und künstlerischer Leiter des Abaco Orchesters der Universität München. Er dirigierte u.a. das MDR Symphonieorchester, das Lucerne Festival Strings, die Philharmonischen Orchester von Hradec Králové, Karlsbad und Lviv. Als Operndirigent, Assistent und Studienleiter arbeitete er an Opernhäusern in München, Wien, Barcelona, Weimar, Graz, Orvieto und Varna. Alekseenok ist aktiv im Bereich Education mit sozialem Schwerpunkt: So leitete er seit 2017 mehrere Projekte im Kriegsgebiet der Ukraine, dirigierte zahlreiche Jugendorchester in Deutschland, Italien, Polen und hielt mehrere Vorträge über Musik und deren Geschichte und Wirkung vor Jugendlichen. Seit dem Wintersemester 2020/21 ist er als Dirigent an der Hochschule für Musik in Frankfurt am Main tätig. In der Spielzeit 2021/22 wird er neuer künstlerischer Leiter des Kharkiv Music Fest. Der junge Dirigent erhielt seine musikalische Ausbildung an der Fachmusikschule in Minsk, am Staatlichen Konservatorium St. Petersburg und an der Musikhochschule Weimar. Alekseenok arbeitete als Assistent mit Oksana Lyniv, Marco Guidarini und Maurizio Barbaccini und nahm an Meisterkursen mit Bernard Haitink, Bruno Weil und Peter Stark teil.
https://alekseenok.com

Marina Naprushkina, geboren 1981 in Minsk, ist bildende Künstlerin und Autorin. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit aktuellen politischen und sozialen Themen. Sie arbeitet meistens außerhalb institutioneller Räume, in Zusammenarbeit mit Gemeinschaften und aktivistischen Organisationen. 2007 gründete Naprushkina das Büro für Antipropaganda, eine Plattform für künstlerische und aktivistische Auseinandersetzung mit dem Thema der politischen Propaganda. Im Jahr 2013 gründete sie die Initiative »Neue Nachbarschaft/Moabit«. 2015 erhielt sie den Sussmann Artist Award, 2017 den ECF Princess Margriet Award for Culture. Naprushkina unterrichtet in der »foundationClass« an der Kunsthochschule Weißensee Berlin. Sie nahm an zahlreichen Ausstellungen und Biennalen teil, unter anderen: Kyiv Biennale (2017), the 7th Berlin Biennale (2011), 11th International Istanbul Biennale (2009).

Anna Limantava (*1977), geboren in Novolukiml’, Belarus, lebt seit 1998 mit zeitweiligen Unterbrechungen in Deutschland. Sie ist Fotografin und medizinische Dolmetscherin sowie Absolventin der Belarussischen Staatlichen Wirtschaftsuniversität als Bachelor of Science in BWL. In Deutschland studierte sie an der Freien Hochschule für Grafik-Design & Bildende Kunst in der Stadt Freiburg. Während der Ausbildung entdeckte sie die unbedingte Liebe zur Fotografie. Deshalb folgte ein Aufbaustudium an der Fotografie-Akademie in Moskau. Аls freie Künstlerin nahm Limantava an zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen teil. Sie arbeitete mit vielen berühmten russischen und belarussischen Musikern als Konzertfotografin. 2017 war sie Fotografin des Wettbewerbs »Unser Dorf hat Zukunft« für die Stadt Neuzelle, die den Landkreis Oder-Spree auf Landesebene im Wettbewerb vertrat. Das Projekt führte unter anderem zu einer großen, erfolgreichen Ausstellung in der Evangelischen Pfarrkirche zum Heiligen Kreuz. Ihr Portfolio reicht von Konzertfotografie über Porträts bis hin zur Werbefotografie. Neben ihrer Arbeit als Fotografin begann Limantava vor kurzem Kunstausstellungen und Kunstprojekte zu kuratieren.

Virgis Puodziunas * in Kaunas/Litauen, studierte dort am Modern Dance Theater AURA, an der Tisch School of Arts New York, am Bennington College und an der London Contemporary Dance School. Er tanzte für die Erick Hawkins Dance Company in New York, tanzte und choreographierte am Nationaltheater Weimar und dem Staatstheater Kassel und realisiert auch eigene Multimediaprojekte. Seit 1999 arbeitet er mit Sasha Waltz & Guests.

Igor Shugaleev ist freischaffender Schauspieler und Performer und Absolvent der Belarussischen Akademie der Künste. Als Student interessierte er sich für Aufführungspraktiken, Körper- und Theaterarbeit. Er nahm Unterricht in Contemporary Dance, Partnering, Performance und Happening bei berühmten Pädagogen Ost- und Westeuropas. Als Darsteller in Projekten des Karakuli Tanztheaters und des Korniag Theaters nahm er europaweit an vielen Theater- und Tanzfestivals teil. Zu verschiedenen Zeiten war er auch Schauspieler am TOK Theater (Minsk) sowie am HUNCH Theater Belarus. Seit 2019 erstellt er Soloprojekte, arbeitet mit Künstlern aus verschiedenen kreativen Disziplinen zusammen und sucht nach einer eigenen Sprache des künstlerischen Ausdrucks an der Schnittstelle von Tanz, Schauspiel und Performance. Shugaleev ist Autor und Performer der Performances »Ich heiße Frau Troffea« (2019) und »37509082324, The Body You are calling is currently not available« (2021).

Credits

Zuhören – In B
Eine künstlerische Begegnung Berlin / Belarus
    

Gespräch »Berlin / Belarus«
mit Vitali Alekseenok, Vitali Appow, Marina Naprushkina, Olga Podgaiskaya, Jochen Sandig
Übersetzung
Vitali Alekseenok
Video / Schnitt
Christina Voigt, Vitali Alekseenok
Technik
Martin Hauk, Giorgio de Santis, Olaf Danilsen

»Cooking with…«
mit Vitali Appow, Anna Limantava, Olga Podgaiskaya 
Video / Live-Schnitt
Ranav Adhikari, Christina Voigt
Technik
Martin Hauk, Giorgio de Santis

»In B«
Konzept / Performance 
Vitali Appow, Olga Podgaiskaya, Virgis Puodziunas, Igor Shugaleev 
Komposition
Olga Podgaiskaya, Vitali Appow
Orgel
Olga Podgaiskaya
Choreographische Assistenz
Davide Camplani
Video / Schnitt
Christina Voigt
Technik
Martin Hauk

Team Sasha Waltz & Guests
Konzeption / Koordination
Emilie Guérin, Anja Schmalfuß
Kommunikation
Stephanie Bender, Sibah Pomplun
Gästebetreuung
Mona Leirich
Test-Management
Theresa Boock
Networking / Recherche
Christopher Drum
Grafik
Daniel Wiesmann
kaufmännische Geschäftsführung
Stephan Schmidt
Direktorium / Geschäftsführung
Sasha Waltz
Jochen Sandig
Bärbel Kern

»Zuhören – In B« ist eine Produktion von Sasha Waltz & Guests in Zusammenarbeit mit Vitali Alekseenok, Olga Podgaiskaya und Vitali Appow. In Kooperation mit Kultur Elisabeth und Sophienkirche. Sasha Waltz & Guests wird gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.